Test Mercedes-Benz O 302 (Omnibusrevue) Seite 7/10

Wenn auch nicht immer im gewünschten Sinne, so sind die kleinen Schlitze unter den Seitenfenstern durchaus wirkungsvoll, denn es gibt unmittelbar an der Fensterscheibe immer eine kleine Luftbewegung, die davon zeugt, daß es sich tatsächlich um eine Belüftung handelt. Wenn der Bus einem starken Seitenwind ausgesetzt ist oder durch Kurven fährt, können sich diese Schlitze auch zu einer Entlüftung wandeln. Spürbaren Zug bewirken sie nicht.

Wir konnten auf dieser langen Reise feststellen, daß der O 302 in Reiseausführung und besonders bei dem großzügigen Sitzteiler von über 900 mm dem Fahrgast einen vorbildlichen Reisekomfort bietet, der nach unserer Meinung auch honoriert wird. Als wir den O 302 kürzlich selbst fuhren, um Fah-leistungsmessungen zu machen, war das Fahrzeug mit 12 t Gesamtgewicht voll ausgelastet. Bei der sehr tief liegenden vorderen Fensterbrüstung die hervorragende Sichtverhältnisse schafft, sind die Instrumente – Fahrtschreiber, Drehzahlmesser und Kombiinstrument – auf einer Konsole aufgebaut Rechts daneben befindet sich das Mikrofon für die Lautsprecheranlage und eine Kippschalterbatterie, die in Dreiergruppen zusammengefaßt auch bei Nacht ein sicheres Auffinden des gewünschten Schalters ermöglicht. Der Blinkerhebel unter dem schwarzen Lenkrad ist ein Kombischalter für die Blinker, zur Lichterregulierung und zum Hupen.

Die gesamte Klimaanlage wird vom Fahrerplatz aus durch günstig angeordnete Ventile und Schieber über dem Heizschrank gesteuert.

Neben dem normalen Zündschloß hat der O 302 noch einen elektrischen Hauptschalter, der sich automatisch ausschaltet, sobald der Motor stillgesetzt wird. Dadurch wird vermieden, daß nach dem Abstellen des Fahrzeugs bei eingestecktem Zündschlüssel irgendwelche Stromverbraucher noch unerwünscht weiter arbeiten. Zum Anfahren muß man also nach dem Eindrücken des Zündschlüssels diesen kleinen Hauptschalterknopf betätigen und kann dann durch Knopfdruck den Motor anlassen. Wie schon angedeutet, ist der Motor nur bei Belastung zu hören, das gilt besonders am Fahrerplatz. Deshalb braucht man dringend den zentral angeordneten großen Drehzahlmesser. Die mechanisch über einen großen Pedalweg arbeitende Kupplung greift weich und sicher. Durch die schon bei Leerlaufdrehzahl hohe Zugkraft des Motors kann man in jedem Falle mit niedriger Drehzahl anfahren und schont so vor allen Dingen die Kupplung.

Der Knüppel zum 5-Gang-Synchrongetriebe G 60 liegt sehr griffgünstig neben dem Fahrer, es erfordert jedoch bei der Größe dieses Getriebes schon einen kräftigen Handdruck, um den Gang einzulegen. Durch längere Hebelwege am Schaltknüppel könnte man die Schaltkraft zwar noch verringern, uns ist jedoch ein kurzer Schaltweg mit etwas größerer Kraft lieber. Die Schaltung arbeitet exakt, und bei der guten Markierung der Gassen ist ein Verschalten kaum möglich.

Unser Testwagen hatte eine Zweigangschaltachse, die elektropneumatisch über einen kleinen Vorwählhebel am Armaturenbrett geschaltet wird. Diese Schaltachse ist jedoch zweckmäßigerweise nicht zum Durcheinanderschalten geeignet, da sie nur in den beiden unteren Gängen einen echten Zwischengang hergibt. In den drei oberen Gängen entspricht der Getriebesprung etwa dem des normalen Getriebes. Die Schaltachse ist jedoch vorteilhaft, wenn man in Gebirgsgegenden fährt und dann von vornherein die langsamere Übersetzung wählen kann.(tt)

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